Sport- und Erlebniszentrum, Saalfeld 2020
161 Sport- und Erlebniszentrum, Saalfeld 2020
Landschaft mit Segel
Das neue SEZ am Thüringer Meer folgt der Idee, den erlebnispädagogischen Auftrag durch die Architektur zu stärken. Es wird ein großes, kompaktes Gebäude vorgeschlagen, das auf zwei Ebenen ein intensives räumliches Erleben ermöglicht. Beide Stockwerke des Hauses folgen einer raumbildenden Idee, die einen unmittelbaren Bezug mit der Situation am Thüringer Meer herstellt. Das Erdgeschoss folgt dem zum Wasser hin abfallenden Terrain. Es wird im Gebäude eine Landschaft ausgebildet, die in Richtung zum See hin abtreppt. Im Obergeschoss ist es eine große, flach gewölbte HP-Schale, die sich wie ein Segel über den Gruppenbereichen und den Waschräumen aufspannt. Beide Stockwerke integrieren die Funktionen in das Grundraster des Holzbaus und die architektonische Gesamtform.
Neu und Alt im Zusammenspiel
Das neue Haus steht im Westen des Geländes und ist so platziert, dass ein Dialog mit dem historischen Bootshaus entsteht. Zwischen Alt und Neu entsteht ein Freiraum, der als Platz und als Freitreppe gestaltet wird. Dieser große Außenbereich ist vom neuen Haus aus erschlossen und wird zum Essen, Spielen und Arbeiten genutzt. Eine große Treppe lädt zum Sitzen und Verweilen ein und führt auf das seeseitige Niveau herunter.
Die vielfältigen Nutzungen
Beim Eintritt in das Haus breitet sich eine architektonische Landschaft aus. Man sieht vom oberen Plateau durch das gesamte Erdgeschoss hindurch auf die unterschiedlichen Bereiche. See und das Ufer sind durch die verglasten Fassaden gut zu sehen, so dass sich das Bild der terrassierten Architektur in der Naturlandschaft fortsetzt. Hier befinden sich die Nutzungen, die alle miteinander teilen. Die Küche ist im östlichen höher gelegenen Bereich platziert. Die Ausgabe der Speisen erfolgt zur Raummitte und auch direkt zur Gartenterrasse. Die Jugendlichen und Akteure suchen sich einen Ort in der Raumlandschaft oder im Außenbereich. Die Aktionsräume für den Unterricht sind auf den unteren Ebenen an der Westseite des Gebäudes angeordnet. Die Werkstätten und die Zugänge für die Aktivitäten mit Wassersportgeräten oder Mountainbikes liegen auf der unteren, dem See zugewandten Ebene.
Im Obergeschoss befinden sich die Unterkünfte. Durch unterschiedliche Raumabfolgen entstehen voneinander separierbare Gruppenbereiche. Für jeden Gruppenbereich gibt es barrierefreie Zimmer, Toiletten und Waschmöglichkeiten. Insgesamt stehen bis zu 148 Schlafplätze zur Verfügung. Die Zimmer sind innerhalb der Module des Holzbaus angeordnet. Die hohen Eckräume bilden den Höhepunkt und können jeweils zwei Gruppen zugeordnet werden.
Energiedach, Dachbegrünung, Lehmwände, Nachtkühlung
Die große Dachfläche wird als Gründach ausgebildet. Zur Energiegewinnung für den Eigenverbrauch werden PV-Module aufgestellt, für die Warmwasser-Versorgung werden Kollektoren eingesetzt. Die übrigen Teile des Dachs werden als extensives Gründach angelegt. Die Bodenplatte wird erdseitig gedämmt, um die Masse als Temperaturspeicher nutzen zu können. Für ein komfortables Raumklima sorgen auch die Brettsperrholzdeckenplatten, die schweren Dämmungen aus Holzfasern und die raumseitige Verwendung von Lehmbauplatten. Für eine Nachtauskühlung in den warmen Monaten können im EG die Oberlichter automatisch geöffnet werden, das Oculus über der Wendeltreppe wird geöffnet und dient mit drei weiteren Oberlichtern der Entlüftung des gesamten Hauses.
Wettbewerb
Bauherr: Freistaat Thüringen
Tragwerk: ifb frohloff staffa kühl ecker PartG mbB
Freiraum: Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH
Visualisierung: Jonathan Banz
Mitarbeit: Jonathan Banz, Julian Moenig, Nikolai von Rosen, Shubham Jain